Impfungen bei Kaninchen

Kaninchen können an RHD („Rabbit Hemorrhagic Disease“ = „Chinaseuche“) und an Myxomatose erkranken.
Sie sterben mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit daran – bei Chinaseuche geht es meist schnell, bei Myxomatose eher langsam und qualvoll.

Glücklicherweise gibt es Impfstoffe, die die Infektion mit diesen Krankheiten in den allermeisten Fällen verhindern! Dass es keinen Impfstoff auf der Welt gibt, der a) zu 100% schützt und b) garnienicht Nebenwirkungen zeigen kann, sollte mittlerweile allen klar sein.

Schon vor der deutschen Markteinführung des „Filavac“-Impfstoffes (2017), der auch gegen das damals neue und brandgefährliche RHD2-Virus wirksam schützte, organisierten wir eine Sondergenehmigung der Landesregierung NRW, damit wir für unsere Patienten den in Frankreich zugelassenen, wirksamen Impfstoff importieren und verimpfen durften.
Zu dieser Zeit starben extrem viele ungeimpfte und „nur“ gegen RHD1 geimpfte Kaninchen an der Seuche.

Seit 2024 steht der neue Impfstoff „Yurvac“ der Firma Hipra zu Verfügung. Er soll auch gegen eine weitere – noch aggressivere – Variante des RHD2-Virus wirken, die sich wieder aus dem Westen in unsere Richtung ausbreitet.

Noch nie haben wir derart lange gezögert, bevor wir einen neuen Impfstoff in unsere Praxis aufgenommen haben, denn er scheint – im Gegensatz zu den Kaninchenimpfstoffen, die wir bislang verimpften – deutlichere Nebenwirkungen zu zeigen:
Bis zu 10% (also einer von zehn Patienten) kann innerhalb von 24 Stunden leichtes Fieber entwickeln, abgeschlagen und appetitlos sein – auch Schmerzen an der Impfstelle können auftreten.
Das war für uns ein Grund, so lange zu warten, bevor wir den Impfstoff in unser Programm aufnehmen.

Jetzt wird die Gefahrenlage aber langsam ernst, so dass wir uns zu folgender Lösung entschieden haben:

Ab April 2025 lassen wir die Patientenbesitzer entscheiden,

a) ob sie für den RHD-Schutz wahlweise den „alten“ Filavac-Impfstoff wünschen, der kaum Nebenwirkungen zeigt, aber möglicherweise nicht vor der aggressiveren RHD2-Variante schützt, so dass die Tiere im Zweifelsfall bei einer Infektion auch trotz Impfung sterben werden…
b) ob sie für den RHD-Schutz den neuen Yurvac-Impfstoff wünschen.

Wir empfehlen, ab sofort den neuen Yurvac-Impfstoff zu verwenden – und zwar im halbjährlichen Wechsel mit dem Filavac-Impfstoff, da diese Kombination aktuell die beste Immunität gegen RHD zu bieten scheint!

Das bedeutet aber auch, dass frisch geimpfte Kaninchen für 2-3 Tage noch intensiver als üblich zuhause beobachtet werden sollten, damit im Fall einer Impfnebenwirkung (die normalerweise ohne Schaden wieder abklingt!) umgehend unterstützende Maßnahmen ergriffen werden können!
„Angeschlagene“ Kaninchen können beispielsweise ein entzündungshemmendes Schmerzmittel ehalten und sollten bei reduzierter Futteraufnahme (siehe auch Köttelhäufigkeit und -größe!) unterstützend mit einem geeigneten Heu-/Kräuterbrei gepäppelt werden. Tägliches (grammgenaues) Wiegen versteht sich in einem solchen Fall von selbst.

Ihr seht, es ist nicht immer einfach, eine Entscheidung zu treffen oder eine Empfehlung auszusprechen…
Aber wir wollen unsere Patienten so gut wie möglich schützen und unsere Tierhalter so gut wie möglich über Nutzen und Risiken aufklären!

Nähere Informationen über Kaninchenimpfungen gibt es auf der Seite Kaninchenwiese.de.